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Beim Trompetendoktor pfeift’s einfach
Mit viel guter Laune, Freude und Motivation geht Kurt Rothenberger seit 38 Jahren seiner Tätigkeit als Musiklehrer für Trompete, Flügelhorn, Alphorn und weiteren Blechblasinstrumenten nach, 36 davon an der Liechtensteinischen Musikschule.
Wenn man auf der Webseite unseres Gesprächspartners kurtrothenberger.ch schmökert, erfährt man einiges über seine musikalische Entwicklung und Aktivitäten. Eine Frage bleibt offen: Wie ist er zu seinem Instrument gekommen?
Kurt Rothenberger: «Ich stamme aus einer sehr musikalischen Familie. Schon beide Generationen vor mir waren in der Schweizer Volksmusikszene sehr aktiv. Auch mein 2023 verstorbener Vater war zeitlebens begeisterter Ländler-Musikant. So kam ich zwar früh mit Musik in Berührung, wurde von meinen Eltern aber nicht bewusst in diese Richtung gelotst. Erst als ein Freund mich zu einer Schnupperprobe bei der Bürgermusik Wangs mitnahm, entschied ich mich Trompete zu lernen.»
Während der folgenden Jahre musizierte Kurt Rothenberger im Musikverein, bei der Brassband Graubünden als Principal-Kornettist sowie während seiner Zeit in der Rekrutenschule auch in der Militärmusik. «Bis dahin brachte ich mir alles autodidaktisch bei», erzählt der Musiker. «Ich hatte gute Anlagen fürs Trompetenspiel und war immer interessiert und offen für Tipps und Anregungen.»
Das Beste aus allen Inputs
Sein Wissensdurst trieb ihn auch nach seinem Musikstudium am Vorarlberger Landeskonservatorium weiter an. Er beschäftigte sich intensiv mit der physikalischen und physiologischen Funktionsweise des Instruments und des menschlichen Körpers als dessen Motor. Aus zahlreichen Weiterbildungen, seiner persönlichen Entwicklung als Musiker und der über 30-jährigen Erfahrung beim Unterrichten kristallisierte sich schliesslich seine eigene Methode namens «HOM-SONG-DÜ» heraus.
Die asiatisch klingenden Laute beschreiben in drei Schritten den Ablauf vom Einatmen bis hin zur Erzeugung des Tones auf der Trompete (Blechblasinstrumente). Beim «HOM» atmen die Bläser durch den Mund ein und wechseln fast am Schluss des Einatmens auf Nasenatmung, wobei die Lippen wie bei einem gesprochenen M leichten Kontakt finden. Dies hat zur Folge, dass die Lippen vor dem Tonstart die perfekte Position im Mundstück finden. Während der M-Phase folgt das «SONG», wobei der zu spielende Anfangston gedanklich vorgesungen wird. Das «DÜ» ergibt dann zusammen mit der Atemstütze den Tonstart. Das stetige, innerliche Mitsingen spielt eine tragende Rolle. Dadurch werden Körperregionen aktiviert, welche zur Tonerzeugung beitragen. Bewegung von Instrument und Körper wirken sich ebenso auf den Luftfluss aus.
Der Trompetendoktor
Neben seiner eigenen Entwicklung, die er während seiner Laufbahn als Trompeter erfahren durfte, beobachtet der Musiklehrer mit Genugtuung die positiven Erfolge seiner Schülerinnen und Schüler. «Meine Arbeit als Pädagoge ist sehr viel interessanter geworden, seit ich in der Lage bin, die Probleme der Blechbläser zu diagnostizieren und die entsprechende Therapie anbieten zu können», erzählt unser Interviewpartner weiter. «Das Unterrichten macht mir nach wie vor jeden Tag grossen Spass. Jedes Mal, wenn ich einem Schüler oder einer Schülerin etwas zeige und vorspiele, sehe ich das gleichzeitig auch als Training für mich selbst.»
Gerne gibt er seine Erfahrungen auch persönlich an Berufskollegen oder im Rahmen von Blechbläser-Workshops weiter. «Die meisten Lernenden sowie bereits Aktive sind mit denselben Herausforderungen konfrontiert. Oft sprechen die Töne nicht sauber an, es hat viel Luft im Klang, sehr hohe oder tiefe Töne sind nicht spielbar, die Kondition reicht nicht aus und so weiter. In diesen Fällen macht es Sinn, die Ursache des Problems zu kennen, um dann gezielt Hilfestellungen bieten zu können.»
Konzerte spielen und organisieren
Küde – wie Kurt in seinem Umfeld genannt wird – pflegt das Musizieren in verschiedensten Formationen ebenso aktiv wie das Unterrichten. In der klassischen Musik daheim, bedient er mit seinen verschiedensten Blasinstrumenten jedoch gerne alle Musikstile. Auch als Organisator von mehreren Konzerten jährlich hat er sich einen Namen gemacht und ein treues Publikum aufgebaut. Das nächste Highlight wird die Trompetata sein, die er am 3./4. Feb. 2024 bereits zum 20. Mal durchführt.
Das Musikergen scheint sich in der Familie Rothenberger durchzusetzen. Küdes Tochter Milena hat sich schon als kleines Kind für die Trompete interessiert und arbeitet seit ihrem Masterabschluss an der ZHdK mittlerweile ebenfalls als Musikerin und Lehrerin. «Milena wollte schon Trompete lernen, bevor sie körperlich dazu in der Lage war», erinnert sich ihr Vater. «Mit etwa sechs Jahren fingen wir mit dem Unterricht an. Es war mir klar, dass es eine Herausforderung sein würde, das eigene Kind zu unterrichten. Glücklicherweise akzeptierte Milena mich als ihren Musiklehrer und so konnten wir über die Jahre sehr viel wertvolle Zeit miteinander verbringen und tun dies bei gemeinsamen Konzerten und Kursen immer noch.» Tochter Alessia ist auch regelmässig mit von der Partie. Sie moderiert die gemeinsamen Konzerte.
Interesse zeigen und begleiten
Auch Eltern, die selbst keine oder wenig musikalische Erfahrungen haben, können ihre Kinder beim Erlernen eines Instruments unterstützen. Wir wollten vom langjährigen Musiklehrer wissen, worauf er in der Zusammenarbeit grossen Wert legt. Kurt Rothenberger: «Mir ist ein guter und regelmässiger Kontakt zu den Eltern sehr wichtig. In den ersten Lektionen sind Mama oder Papa beim Unterricht dabei. Ich möchte, dass sie meine Methodik kennenlernen, um ihr Kind bei Bedarf unterstützen zu können. Dabei erkläre ich ihnen die Notwendigkeit des regelmässigen Übens und dass das Zeigen ihres eigenen Interesses, insbesondere bei den jüngeren Kindern sehr wichtig ist.»
Wenn der Musiklehrer auf die Anfänge seiner fast 40-jährigen Unterrichtstätigkeit zurückblickt, stellt er durchaus Veränderungen fest. So sei damals die Wertschätzung dem Lehrer und der Tatsache gegenüber, ein Instrument lernen zu dürfen, um einiges höher gewesen als heute. «Wir Lehrpersonen müssen uns deshalb stetig darum bemühen, neue Schüler zu motivieren. Die Voraussetzungen in Liechtenstein und besonders an der LMS sind glücklicherweise paradiesisch. Alles ist sehr überschaubar und gut strukturiert. Dank der gelebten und geförderten Traditionen in den Musikvereinen im Land, gibt es auch bei den Blasinstrumenten noch Nachwuchs», resümiert Kurt Rothenberger… aber wir müssen am Ball bleiben!
Fahrt ins Glück
Die Musik ist seine Arbeit und sein Hobby. Dennoch bereut der Profi nicht, nach seiner Schulzeit zuerst eine Lehre als Hochbauzeichner absolviert zu haben. «Ich würde es wieder genauso machen», erklärt er, «ich habe einiges fürs Leben gelernt und der erlernte Beruf nahm während des Musikstudiums viel Druck von mir.»
Fit hält sich der Trompeter mit regelmässigem Radfahren und gelegentlichen Wanderungen. Die Ferien geniesst er gemeinsam mit seiner Frau Nadja auf Reisen mit dem eigenen Wohnmobil. «Ich habe das grosse Glück, dass meine Frau eine begnadete Köchin ist und auch in der kleinen Küche im Wohnmobil grossartige Menüs zaubert», schwärmt Küde. «Wenn ich dann anschliessend noch einen Single Malt Whisky geniessen darf, bin ich rundum glücklich.» Seine durchwegs gute Laune bekomme auch sein Umfeld ab, da er meist pfeifend unterwegs ist, meint der Vollblutmusiker lachend: «Bei mir pfeift’s einfach.»
Vielen Dank, Kurt Rothenberger, für das interessante Gespräch und die Einblicke in dein Leben!
(Interview: Anita Heule)