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Urgrossmutters Schokolade zum Glück
Stina Strehar ist seit Oktober 2021 Organistin der Dompfarrei Vaduz. Parallel dazu unterrichtet sie die Fächer Klavier und Orgel an unserer Musikschule.
«Ich war positiv überrascht, als ich die Zusage für die Stelle als Organistin bekam», antwortet Stina Strehar auf die Frage nach ihrer Tätigkeit in Vaduz. «Ich kam direkt von der Universität und bin noch sehr jung für eine solche Stelle.» Umso mehr hat sie sich gefreut über die Zusage: «Ein Kriterium für meine Bewerbung und bei der Entscheidung für die Stelle als Organistin hier war die das Instrument selbst», erklärt sie. «Mir gefällt und liegt diese romantische Orgel sehr und das Spielen darauf macht mir jeden Tag grosse Freude». Ausserdem schwärmt sie von der tollen Atmosphäre und dem angenehmen Arbeitsklima, sowohl in der Kirche als auch an der Musikschule.
Im Alter von sieben Jahren erhielt Stina Strehar ihren ersten Klavierunterricht in ihrem Heimatland Slowenien, vier Jahre später kam parallel die Orgel dazu. «In Berührung mit Orgelmusik kam ich schon in meiner frühen Kindheit», erzählt sie. Bei den regelmässigen Kirchenbesuchen mit ihrer Familie haben die Klänge des grossen Instruments sie fasziniert. «Meistens durfte ich neben meiner Urgrossmutter sitzen, die dort Organistin war. Meine Mutter schreibt meine Liebe zur Orgel diesem Umstand zu», meint Stina Strehar und ergänzt lachend: «Ich glaube eher, dass mich die Schokolade überzeugte, die mir meine Urgrossmutter während der Messe immer zugesteckt hat.»
Nächtliche Übungsstunden an der Orgel
Ihre musikalische Entwicklung verlief ohne Druck, ganz natürlich, so die junge Musikerin. Das Musikgymnasium und der Klavier- und Orgel-Unterricht bei ihrer Musiklehrerin in der Heimat ebneten ihr den Weg ans Mozarteum in Salzburg, wo sie in die Orgelklasse von Hannfried Lucke aufgenommen wurde. Stina Strehar bezeichnet es als grosses Glück, in einem solchen Umfeld studiert zu haben: «Die Stadt Salzburg ist grossartig und bietet neben unzähligen kulturellen Möglichkeiten eine perfekte Infrastruktur für Studenten.»
Doch nicht nur vom Studienort war sie begeistert. «Mein Professor war mir eine grosse Inspiration und ein toller Lehrer», erklärt sie. «Am Mozarteum wird sehr viel Kammermusik gemacht und das fächerübergreifende Musizieren gefördert. So entstanden unter den Mitstunden schöne Freundschaften, dank derer man sich gegenseitig bestärkte und half, anstatt sich zu konkurrenzieren. Es ging immer um die Musik.»
Mit einer Besonderheit musste Stina Strehar in ihrer Studienzeit allerdings lernen umzugehen: Der Saal mit der Orgel war aufgrund von Veranstaltungen meist erst ab 23 Uhr frei. «So kam es, dass ich viele Nächte mit Üben verbracht habe», erzählt die Organistin. «Ich bin froh, dass ich bei meiner heutigen Tätigkeit wieder in meinem normalen Tag-Nacht-Rhythmus leben darf.»
Der Föhn und der Nebel
Wie hat sich unsere Gesprächspartnerin, die in Sevelen wohnhaft ist, ansonsten in der Region eingelebt? Stina Strehar antwortet: «Ich bin auf dem Land aufgewachsen und fühle mich in dieser ländlichen Gegend sehr wohl. Vor zwei Dingen wurde ich vorher gewarnt: vor dem Nebel und dem Föhn.» An letzteren muss sie sich nach wie vor gewöhnen, wie sie gesteht. Der erste grosse Föhnsturm rüttelte pünktlich in der Nacht vor ihrem ersten offiziellen Einsatz in Vaduz am Gebälk ihrer Dachwohnung und sorgte zusammen mit der Nervosität für eine schlaflose Nacht vor dem grossen Auftritt.
Ihre Stelle als Musikpädagogin für Klavier und Orgel an der Liechtensteinischen Musikschule hat Stina Strehar zu Beginn als Aushilfe angetreten, mittlerweile ist sie fest angestellt. Ebenso wie ihre Mutter, die Lehrerin ist, arbeitet sie sehr gerne mit Kindern. «Die Musik bietet viele Möglichkeiten, die Kinder spielerisch zu fördern», meint sie. Ihre ersten Erfahrungen diesbezüglich hat sie bereits im Alter von sechzehn Jahren gesammelt, als sie einen Kinderchor leitete. «Ich schätze die Möglichkeit, heute sowohl künstlerisch als auch pädagogisch tätig zu sein.»
Stina Strehar möchte die Vielseitigkeit der Orgel in die Welt hinaustragen. Aus diesem Grund spielt sie auf Einladung gerne auch Konzerte im Ausland. Ihr aktueller Fokus liegt jedoch auf Aktivitäten in Liechtenstein. Hier möchte sie eine Brücke zwischen der geistlichen und der weltlichen Musik bauen. «Die Orgel ist ein Instrument mit grosser Tradition und bietet eine riesige Bandbreite an Repertoire und Klang. Ich versuche immer, meine Konzerte für die Zuhörer lebendig und spannend zu gestalten», erklärt die Musikerin und meint schmunzelnd: «Schliesslich sitze ich auf der Orgelempore und sehe nicht, wenn jemand während des Konzerts heimlich die Kirche verlässt.»
Abschalten in der Natur
Neben der Musik bereichert ihre Hündin Cara den Alltag von Stina Strehar. Mit ihr spaziert sie gerne ausgiebig durch die Natur. Die Organistin lebt im Bewusstsein, dass sie auch Zeit abseits des Arbeitslebens braucht, um sich zu erholen und die Batterien wieder aufzuladen. Regelmässige Besuche von ihrem Freund, der ebenfalls Organist ist und in Paris lebt, sowie von ihrer Familie aus Slowenien tragen ebenfalls dazu bei.
Danke, Stina Strehar, für das heitere Gespräch und die interessanten Einblicke in dein Leben.
(Interview: Anita Heule)