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«Um gut zu singen, muss man mit sich im Reinen sein»
Die Sängerin und Musikpädagogin Nadja Nigg unterrichtet seit 2020 im Fachbereich Elementare Musikpädagogik an unserer Musikschule. Einige ihrer Schützlinge lernen bei ihr das Musizieren auf der Ukulele.
Mit dem Ausbau der Kinderangebote in den vergangenen Jahren hat die Musikschule auch das «Musizieren für Kinder mit der Ukulele» in ihr Angebot aufgenommen. «Das Zupfinstrument ist ideal für kleine Kinderhände», erklärt Nadja Nigg. «Da es Lieder gibt, die mit nur einem Finger gespielt werden können, ist der Einstieg relativ einfach. Die Kinder haben rasch erste Erfolgserlebnisse.» Unsere Gesprächspartnerin hat selbst zehn Jahre Gitarre gespielt und die Ukulele ebenfalls für sich entdeckt. «Das Instrument mit dem exotischen Klang ist natürlich nicht nur Kindern vorbehalten, auch Erwachsene haben ihre Freude damit.»
Kindheitstraum Musicaldarstellerin
Ihre eigene musikalische Laufbahn nahm an der Singschule in ihrem Heimat- und Wohnort Balzers ihren Anfang. Daneben lernte sie Blockflöte und später auch Gitarre an der Musikschule. «Auf die Singschule folgte der Mädchenchor und als ich dort aufhören wollte, überzeugte mich meine spätere Gesangslehrerin Edeltraud Dünser, weiterzumachen und Gesangstunden zu nehmen», erzählt die Sopranistin.
Als Kind wollte sie Musicaldarstellerin werden, mit Klassik hatte sie damals noch nichts am Hut. «Nach der Sekundarschule stand ich vor der Entscheidung, eine Lehre zur Hochbauzeichnerin zu beginnen oder die schulisch-musikalische Laufbahn einzuschlagen.» Nadja Nigg wählte letztere Möglichkeit und ging ans Musikgymnasium nach Feldkirch, von wo aus ihr der Weg zu einem Musikstudium offenstand. «Ich bin froh, dass es so gekommen ist», meint unsere Gesprächspartnerin, «und ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte.»
Das Bachelorstudium in Gesangspädagogik mit Schwerpunkt Musikalische Früherziehung absolvierte sie am Vorarlberger Landeskonservatorium Feldkirch bei Dora Kutschi-Doceva. Ihren Master of Arts in Specialized Music Performance erarbeitete sie sich am Schweizer Opernstudio der Hochschule der Künste Bern, wo sie von Christian Hilz, Mathias Behrends und Franco Trinca ausgebildet wurde.
Don Giovanni und Rammstein
Ihr Werdegang brachte es mit sich, dass sich Nadja Nigg immer intensiver mit der klassischen Musik, insbesondere mit der Oper und dementsprechend auch mit ihrem Lieblingskomponisten Mozart beschäftigte: «Die Klassik zog mich rasch in ihren Bann. Ich bin fasziniert von der Komplexität der Musik, deren Wirkung sich erst richtig entfaltet, wenn das Gesamtbild stimmig ist.» Dies wird ihr besonders beim Einstudieren und Erarbeiten neuer Stücke immer wieder bewusst. «Es ist wunderbar, wenn nach der Phase des Übens für mich allein dann endlich die Musikbegleitung bzw. das Orchester dazu kommt.»
Opern berühren sie sehr. Zu ihren Favoriten gehören die Da Ponte-Opern von Mozart, Cosi fan Tutte, Le Nozze di Figaro und Don Giovanni. Aber auch Verdis Werke lassen sie ins Schwärmen kommen. Doch auch ihr Interesse an der Musik ihrer Kindheit und Jugend ist der Sängerin geblieben. Sie besucht auch heute noch gerne Pop- und Rockkonzerte – von Ed Sheeran bis Rammstein ist alles möglich – und ist dafür auch schon bis nach London gereist.
Singen ist Emotion pur
Auf die Frage, was eine gute (Opern-)Sängerin ausmacht, antwortet Nadja Nigg ohne zu zögern: «Emotionen! Es geht darum, Gefühle auszudrücken und beim Singen das zu durchleben, wovon das Lied, die Arie oder die Oper handelt. Oft erzählen wir Geschichten, die mit dem Tod enden. Ein Beispiel dafür sind die acht Lieder «Frauenliebe und -leben» von Schumann. Mit ihnen durchlebt man ein ganzes Leben mit all seiner Hoffnung und Freude, aber auch den Schmerz bis hin zum Tod.» Die eigene körperliche und seelische Verfassung sei ein wesentlicher Faktor, um gut zu singen, erklärt sie und stellt fest: «Man muss mit sich im Reinen sein.»
Nach einigen Engagements in den vergangenen Jahren und einer pandemiebedingten längeren Auftrittspause steht Nadja Nigg bei der aktuellen Jubiläumsproduktion der Operette Balzers endlich wieder auf der Bühne. Von Ende Januar bis Mitte März 2022 sorgt sie in ihrer Hauptrolle als Barbara Delaqua in Johann Strauss’ heiterer Operette «Eine Nacht in Venedig» für allerhand turbulente Verwirrungen und ausgiebigen Hörgenuss.
Die Umsetzung weiterer Auftrittspläne gestaltet sich derzeit leider schwierig. So viel kann die Sopranistin aber schon verraten: «Ein Liederabend mit dem Pianisten Jean Lemaire wartet schon lange darauf, realisiert zu werden. Diesen möchte ich unbedingt in Angriff nehmen.» Langweilig wird es der Musikpädagogin bis dahin bestimmt nicht. Ihre Unterrichtstätigkeit an den Musikschulen in Liechtenstein, Werdenberg und im Sarganserland im Umfang eines Vollzeitpensums sorgt für einen gut ausgefüllten Alltag.
Danke, Nadja, für das interessante Gespräch und alles Gute für deine weitere musikalische Laufbahn!
(Interview: Anita Heule)