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Mit grosser Freude aktiv
Martin Egert unterrichtet seit beinahe vierzig Jahren Kontrabass an unserer Musikschule und spielt in verschiedenen Formationen. Der Berufsmusiker und Musiklehrer hat im Musizieren und Unterrichten seine Erfüllung gefunden.
«Als Bub spielte ich am liebsten im Wald Indianer mit meinen Kameraden», erzählt Martin Egert auf die Frage nach seiner Kindheit und den Anfängen seiner musikalischen Laufbahn. «Einmal pro Woche musste ich dieses Spiel allerdings unterbrechen, um den Blockflötenunterricht zu besuchen. Wie alle Kinder unserer achtköpfigen Familie, kam auch ich in den Genuss von musikalischer Bildung, noch bevor es in der Region eine Musikschule gab. Damals unterrichtete der Dirigent des Musikvereins den Nachwuchs auf verschiedenen Instrumenten in den Räumlichkeiten des Dorfgasthauses in meiner Heimatgemeinde Mels.»
Einstieg über die Gitarre
Sein Interesse an der Musik verstärkte sich, als unser Gesprächspartner in seiner Jugend anfing Gitarre zu lernen, nachdem es für sein Wunschinstrument Klarinette im Musikverein keinen Platz gab. Als junger Erwachsener, etwa gleichzeitig mit dem Abschluss seiner Lehre als Hochbauzeichner, spielte Martin Egert mit seiner Gitarre und einem E-Bass in einer Blues-Rock-Band. «Im Laufe der Zeit richteten wir uns mehr in Richtung Jazz aus», erklärt der Musiklehrer. «Während der Rekrutenschule bot sich mir die Gelegenheit, meine Jazzkenntnisse in einem entsprechenden Kurs auszubauen.»
In der Band tauchte der Wunsch auf, diese mit einem Kontrabass zu verstärken. Martin Egert: «So fuhren wir gemeinsam an einem freien Tag mit dem Zug nach Zürich und kauften ein Instrument.» Nach rund einem Jahr selbständigem Üben auf dem Kontrabass wollte der damalige Hobbymusiker sein Können vertiefen und meldete sich für den Musikunterricht an. Die Begeisterung für sein neues Instrument führte ihn schlussendlich ans Konservatorium in Feldkirch, wo er im Alter von 26 Jahren seine klassische Musikausbildung begann.
Immer am Ball bleiben
«Nach Abschluss meines Musikstudiums in Feldkirch und Winterthur war mir die Weiterbildung immer ein grosses Anliegen», erklärt der Kontrabassist. «Ich war und bin immer offen für Neues und habe mich dementsprechend in Meisterkursen und anderen Weiterbildungsangeboten laufend weitergebildet.» Das Interesse an Neuem und Unbekannten weckt der Musiklehrer auch gerne bei seinen Schülerinnen und Schülern im wöchentlichen Unterricht. «Die Schwerpunkte beim Unterrichten können und dürfen sich auch immer wieder verschieben», meint Martin Egert. Nach all den Jahren macht ihm die pädagogische Arbeit nach wie vor viel Freude. Insbesondere schätzt er den persönlichen Austausch und das gemeinsame Musizieren sowie die Möglichkeit zur Weiterentwicklung sehr. Zahlreiche Kinder, Jugendliche und Erwachsene hat er bis heute auf dem Kontrabass und früher auch auf der Gitarre unterrichtet. Einige von ihnen haben sich ebenfalls für die Musik als Berufsweg entschieden.
Die Anstellung bei der Liechtensteinischen Musikschule ergab sich, als ihn der damalige Direktor Pepi Frommelt nach einem Konzert in Feldkirch, im Rahmen dessen Martin Egert ein Begabtenstipendium erhielt, ansprach und sozusagen vom Fleck weg engagierte. Lehrtätigkeiten in Appenzell sowie an der Kantonsschule und Musikschule Sarganserland kamen nach und nach dazu. Letzterer stand der engagierte Musiker von 1991 bis 2019 als Schulleiter vor.
Seit seiner Studienzeit spielt der Bassist in verschiedenen Orchestern und Formationen, darunter auch das Sinfonieorchester Liechtenstein, zu dessen Gründungsmitgliedern er gehört. Immer wieder wagte er sich auch an Solo-Konzerte, auch wenn diese einen enormen Vorbereitungsaufwand mit sich brachten. «Ich übe sehr gerne und möchte nicht stehenbleiben», erklärt er. Martin Egert schätzt aus diesem Grund auch die Zusammenarbeit mit jungen Musikern, sei es als Kollegen in Ensembles oder als Dirigenten derselben. An Nachfragen für Engagements fehlt es ihm nicht und dementsprechend möchte er auch weiterhin aktiv bleiben. «Das Musizieren erfüllt mich, ich spiele immer mit grosser Freude.»
Keine leichte Entscheidung
Ob er diese Freude und Erfüllung auch hätte, wenn er seinem ursprünglich gelernten Beruf treu geblieben wäre, lässt sich nicht mit Sicherheit beantworten. Die Entscheidung für seinen heutigen Berufsweg hat er sich damals nicht leichtgemacht, zumal er als Nachfolger im Architekturbüro seines Vaters vorgesehen war. «Auch wenn ich eine Weile damit gerungen habe, war es die richtige Entscheidung» ist sich Martin Egert sicher. «Ich habe sie nie bereut.»
Für Architektur und insbesondere für historische Gebäude wie Kirchenbauten interessiert er sich nach wie vor. Gemeinsam mit seiner Partnerin erkundet er von seinem Feriendomizil im Piemont aus gerne verschiedene italienische Städte. Diese Auszeiten in der «anderen Welt» geniesst das Paar sehr und hat dafür auch während einiger Jahre einen wöchentlichen Italienischkurs besucht. Seine Seele baumeln lassen kann Martin Egert auch bei Spaziergängen in der Natur und beim gemütlichen Zusammensein und Austausch mit Freunden und der Familie.
Danke, Martin Egert, für die interessanten Einblicke und das angenehme Gespräch!
(Interview: Anita Heule)