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«Du gibst und bekommst zurück»
Von Ost nach West: In Wien geboren, in der Steiermark aufgewachsen, mittlerweile in Vorarlberg wohnhaft und nun als Lehrer für Trompete an unserer Musikschule – wir haben mit Lukas Hirzberger über seine bisherige Laufbahn als Musiker und Pädagoge gesprochen und einen Blick in die Zukunft gewagt.
Lukas, du unterrichtest seit diesem Schuljahr an der Liechtensteinischen Musikschule. Wie begann deine Karriere als Musiklehrer und wer zählt zu deiner Schülerschaft an der LMS?
Lukas Hirzberger: «Mein erster Schüler war mein kleiner Cousin. Da war ich sechzehn. Schon während meiner eigenen Zeit als Musikschüler durfte ich manchmal den Unterricht bei jüngeren Schülern übernehmen, wenn mein Lehrer krank war. Während und nach meinem Studium habe ich an verschiedenen Musikschulen unterrichtet. Hier in Liechtenstein zählt meine Klasse Kinder, Jugendliche und Erwachsene von sieben bis ca. sechzig Jahren. Viele von ihnen sind Mitglied in einem Blasmusikverein.»
Worauf legst du besonderen Wert im Unterricht?
«Die Basis ist ein guter zwischenmenschlicher Draht und eine angenehme Atmosphäre im Unterricht. Am Instrument selbst ist mir ein solides technisches Fundament wichtig. Da ich mich während meiner Ausbildung selbst intensiv mit meinem Instrument, der Technik und den verschiedensten Herausforderungen beschäftigt habe, kann ich mich gut in meine Schülerinnen und Schüler hineinversetzen. Das Spielen soll ihnen Freude machen. Ich versuche ihnen zu vermitteln, dass die Freude mit dem Können kommt und sie ums regelmässige Üben nicht herumkommen.»
Über welche Eigenschaften sollte ein guter Trompeter verfügen?
«Wie jeder Musiker sollte auch ein Trompeter gut zuhören können. Neben den körperlichen Voraussetzungen spielen Begeisterung, Motivation aber vor allem Wille und Fleiss eine grosse Rolle. Bei den jüngeren Schülern ist auch die Unterstützung durch die Eltern ein wichtiger Erfolgsfaktor.»
Wie verlief deine musikalische Laufbahn bisher?
«Mein Papa, mein Opa und meine Onkel sind ebenfalls Musiker. Die Trompete gefiel mir und so entschied ich, dasselbe Instrument wie mein Opa zu spielen. Als Kind und Jugendlicher war ich Mitglied im heimischen Blasorchester und besuchte den Unterricht an der Musikschule. Mein Vater und ich haben zu dieser Zeit oft zu Hause gemeinsam geübt und musiziert. Meine Bachelor- und Masterstudien in Konzertfach und Instrumentalpädagogik Trompete führten mich an die Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, an die Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien und an die Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.»
Du bestreitest neben deiner Lehrtätigkeit verschiedene Projekte als Musiker und Dirigent. Wo trifft man dich ausserhalb der Musikschule an?
«Ich bin seit 2019 Mitglied des Austrian Brass Consorts. Das ist mein Herzensprojekt. Mit dem Ensemble habe ich bereits rund 50 Konzerte im In- und Ausland gespielt und die CD «Der Tag eines Königs» produziert. Wir sind Mitglieder aus ganz Österreich, die mittlerweile weit verstreut wohnen und sich ein paarmal im Jahr zu Proben und gemeinsamen Konzerten treffen. Die Besonderheit unseres Ensembles ist, dass wir geistliche und weltliche Vokalliteratur mit Blechblasinstrumenten interpretieren und mit unseren Programmen Geschichten erzählen. Ende Juli, Anfang August stehen die nächsten Konzerte auf dem Programm. Ausserdem bin ich, nach erfolgreichem Probespiel, ab August fix angestellter Solotrompeter im Sinfonieorchester Liechtenstein (SOL). Mein Schwerpunkt ist eindeutig die klassische Musik, ich spiele aber auch gerne in Big-Band- und Volksmusikprojekten.»
Gibt es vergangene Engagements, auf die du besonders gerne zurückblickst?
«Ja, da gibt es eines, das ich erwähnen möchte: Ich war auf Europatournee mit einem Brassensemble des Musikprojekts «El Sistema» aus Venezuela. Das war eine prägende Erfahrung für mich. Mit diesem Projekt hat der Gründer José Antonio Abreu seit 1975 tausenden Kindern und Jugendlichen aus allen sozialen Schichten, insbesondere aus den Elendsvierteln, durch musikalische Bildung und den Zugang zur klassischen Musik neue Lebensperspektiven eröffnet.»
Du schwingst aber auch regelmässig den Taktstock.
«Genau. Seit vergangenem Jahr bin ich Dirigent der Bürgermusik Rankweil, was mir sehr viel Freude bereitet. An der Musikschule habe ich gemeinsam mit meiner Lehrerkollegin und zukünftigen Frau Judith Tiefenthaler ein Jugendsinfonieorchester initiiert. Hier musizieren Jugendliche im Alter von ca. zwölf bis achtzehn Jahren. Wir sind aktuell in der Probenphase und spielen zum Schuljahresende unser erstes Konzert.»
Wie verbringst du deine Zeit abseits des Musizierens und Unterrichtens?
«Ich liebe es, in der Natur Sport zu treiben und gehe gerne zum Wandern, Klettern oder für Skitouren in die Berge. In unserer Region liegt alles dafür direkt vor der Haustüre. Das ist grossartig.»
Wie darf es für dich weitergehen?
«Mein Leben ist voll mit Musik und das soll es auch bleiben. Ich bin dankbar, dass mich mein Weg hierhergebracht und sich schon so vieles im positiven Sinn ergeben hat. Ich schätze die gute Atmosphäre an der Musikschule und die Kollegialität ebenso wie die Beziehungen zu meinen Schülerinnen und Schülern. Ich bin mir des Werts unseres Berufes bewusst und freue mich, durch meine Tätigkeiten den Menschen die Musik näherzubringen. Es ist ein Kreislauf: Du gibst und bekommst zurück. Dabei steht immer die Musik und das Zwischenmenschliche im Vordergrund.»
Herzlichen Dank, Lukas, für die Einblicke in dein Leben und alles Gute für den weiteren Weg!
(Interview: Anita Heule)