News
Keine Nachwuchssorgen auf der Harfe
Eines der grössten Instrumente im Angebot der Musikschule bringt Gertrud Kaufmann-Greiner seit rund vier Jahrzehnten ihren Schülerinnen und Schülern näher, davon bereits 27 Jahre an der Liechtensteinischen Musikschule. Im folgenden Interview erfahren wir, wie sie selbst zur Harfe fand und worauf sie beim Unterrichten Wert legt.
«Ich bin in einer Bauernfamilie im Bregenzerwald aufgewachsen», erzählt Gertrud Kaufmann-Greiner über ihre Kindheit. «Im Alter von ca. 11 Jahren bekam ich die Möglichkeit, Zither zu lernen. Wir spielten damals ausschliesslich Volksmusik. Meine Lehrerin, bereits im fortgeschrittenen Alter, schlug mir vor, selbst Lehrerin für Zither zu werden. Die Idee gefiel mir und so belegte ich nach Beendigung meiner Schulzeit zur Studienvorbereitung den Musikunterricht in klassischer Zither an der Musikschule Feldkirch sowie in Theoriefächern am damaligen Vorarlberger Landeskonservatorium.»
Zur selben Zeit nahm das Konservatorium die Harfe in ihr Angebot auf und verpflichtete mit Annelies Brandstätter die langjährige Harfenlehrerin sowie musikalische und persönliche Weggefährtin unserer Gesprächspartnerin. «Mein Zitherlehrer sowie mein Gehörbildungslehrer am Konservatorium berichteten mir von diesem Neuzugang und empfahlen mir, neben der Zither auch unbedingt Harfe zu lernen. Nach der Aufnahmeprüfung, bei der ich Rhythmen nachklatschen und Töne nachsingen musste», erklärt die Musiklehrerin schmunzelnd, «durchlief ich als erste Schülerin von Annelies Brandstätter das Harfenstudium am Konservatorium in Feldkirch. Zudem fuhr ich wöchentlich nach Innsbruck, um dort mein Studium in Zither zu absolvieren.»
Herausforderung Transport
Dankbar war Gertrud Kaufmann-Greiner in dieser Zeit ihrer Mama, selbst Organistin, die ihre Tochter stets unterstützt und ihr zum Studienbeginn eine neue Zither und eine Harfe gekauft hatte. Diese Tiroler Volksharfe sei als Leihinstrument nach wie vor im Einsatz, erzählt sie. «Glücklicherweise verfügt auch die Liechtensteinische Musikschule über ein tolles Instrumentarium, das erleichtert meinen Schützlingen und mir den Unterricht vor allem im Ensemblespiel sehr.» Zu auswärtigen Terminen transportiert die Harfenistin mittlerweile überwiegend ihre etwas handlichere Volksharfe, während die schwere Konzertharfe in der Regel zu Hause bespielt wird.
Die Freude an ihrem Instrument sei ungebrochen, meint sie. Wie alle ihre Schülerinnen und Schüler liebt sie den bezaubernden Klang der Harfe. Nachwuchssorgen habe es im Fach Harfe an der LMS in all den Jahren glücklicherweise nie gegeben und auch die angebotenen Schnupperlektionen würden häufig gebucht. Ihre Klasse besteht zur Hälfte aus Erwachsenen, der andere Teil sind Kinder und Jugendliche. «Unabhängig vom Alter ist die Beziehung zu jeder und jedem einzelnen von ihnen das Um und Auf beim Unterrichten», führt Gertrud Kaufmann-Greiner aus. «Guter Humor und eine gelöste Stimmung ist mir bei der Förderung meiner Schüler ebenso wichtig sowie das Setzen von Zielen in jedem Semester.»
So bereitet sie mit viel Kreativität regelmässige Vorspielanlässe für ihre Klasse vor, damit vom Anfänger bis zur Fortgeschrittenen alle mitspielen können. Dafür hat sie vor einiger Zeit auch angefangen, selbst Literatur zu bearbeiten und Stücke zu arrangieren, was sie als «spannende Arbeit» bezeichnet. «Man lernt viel durch seine Schülerinnen und Schüler», erklärt die Musikpädagogin, «sie zwingen einen im positiven Sinne, sich mich verschiedensten Themen auseinanderzusetzen.»
Gemeinsam Musizieren macht Freude
Mit ihrem Ensemble «Harpiness» ist Gertrud Kaufmann-Greiner am 4. Oktober 2025 im Rahmen der Langen Nacht der Museen im Liechtensteinischen Landesmuseum neben anderen LMS-Akteuren zu hören. Daneben stehen auch die Vorarlberger Harfentage jährlich in ihrer Agenda. Ausserdem blickt die Harfenistin auf 25 Jahre aktive Mitgliedschaft beim Symphonieorchester Vorarlberg zurück, welche sie vor acht Jahren beendet hat. Auf die Frage nach ihrer Lieblingsmusik bzw. dem Lieblingskomponisten antwortet sie: «Gustav Mahler – er hat seine Werke so komponiert, dass man die Harfe hört.»
Mit ihrem Mann Thomas Greiner, Flötist und Direktor der Musikschule Bludenz, hat sie ebenfalls schon einige Projekte, darunter eine CD-Aufnahme, realisiert. Zusammen mit ihrer Tochter und Freunden macht das Paar seit Jahren auch regelmässig Volksmusik. Im vergangenen Sommer ist die erweiterte Familienformation nach längerer Pause erneut beim Lecher Musikantentag aufgetreten. Geistliche Chormusik ist eine weitere Leidenschaft der Musikerin. Sie ist Mitglied der Vorarlberger Chorakademie und bereitet mit dem Projektchor aktuell die Aufführung von Honeggers «König David» im Januar 2026 im Feldkircher Dom vor.
Naturverbunden und aktiv
In ihrer musikfreien Zeit kümmert sich Gertrud Kaufmann-Greiner gerne um die Pflanzen in ihrem Garten und geniesst auf Wanderungen die Berge und Seen der Alpenregionen. Im Winter schnallt sie sich auch gerne die Schneeschuhe oder Skier an oder saust auf einem Rodel ins Tal. Mit Blick auf die Zukunft wünscht sich unsere Gesprächspartnerin, gesund zu bleiben und weiterhin motiviert und mit Freude ihrer Arbeit nachgehen zu dürfen. Die Lebenserfahrung habe sie gelassener werden lassen, meint sie zum Abschluss des Gesprächs. «Ich werde versuchen, weiterhin alles gut in Balance zu halten.»
Liebe Gertrud, herzlichen Dank für das angenehme Gespräch und die interessanten Einblicke.
(Interview: Anita Heule)