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Vollblutmusiker aus Leidenschaft
Der Vorarlberger Erich Berthold hat sein Leben der Musik verschrieben. Die Klarinette und das Saxofon begleiten ihn bei seiner täglichen Arbeit als Musiker und Musiklehrer in der Region.
Erich, du unterrichtest seit diesem Schuljahr an der Liechtensteinischen Musikschule. Gab es vorher schon Berührungspunkte mit Liechtenstein?
Erich Berthold: «Ja, sehr viele. Einige meiner Lehrerkollegen und -kolleginnen hier kenne ich aus der Studienzeit am Landeskonservatorium in Feldkirch. Ich habe schon in verschiedensten Ensembles im Land gespielt und helfe regelmässig in den Blasmusikvereinen als Musiker aus oder leite dort Registerproben und Workshops. Seit 2016 bin ich Mitglied des Sinfonieorchesters Liechtenstein, wo ich als Soloklarinettist regelmässig im Einsatz bin.»
Bist du gut gestartet mit deinen neuen Schülerinnen und Schülern hier?
«Sehr gut, ja. Ich unterrichte aktuell im Rahmen eines 30-Prozent-Pensums im Fach Saxofon. Meine Schüler sind überwiegend Erwachsene, darunter einige, die schon seit vielen Jahren den Musikunterricht besuchen.»
Was ist dir wichtig im Unterricht?
«Ich möchte die Voraussetzungen schaffen, dass sich meine Schülerinnen und Schüler wohl fühlen. Dazu gehört auch, im Unterricht auf ihre Wünsche einzugehen. Besonders die Erwachsenen haben klare Vorstellungen, was sie spielen und erreichen möchten. Dies fördere ich gerne und versuche gleichzeitig, auch Neues in den Unterricht einfliessen zu lassen. Das alles geht einher mit einer seriösen Erarbeitung und Vertiefung der Grundlagen.»
Über welche Eigenschaften sollte jemand verfügen, der Saxofon lernen möchte?
«Er oder sie sollte nicht zu schüchtern oder zurückhaltend sein. Das Saxofon ist kein leises Instrument. Sein Klang ist durchdringend und wird dementsprechend wahrgenommen. Die Schülerin oder der Schüler sollte bereit sein, aus sich herauszukommen.»
Wie kamst du selbst zum Musizieren und zu deinem Beruf?
«Meine älteren Brüder haben Klavier und Schlagzeug gespielt und oft gemeinsam musiziert. Ich wollte auch ein Instrument erlenen. Im Alter von acht Jahren wurde mir vom Musikverein eine Klarinette zugeteilt und kurz darauf startete ich mit dem Unterricht. Später kam das Saxofon dazu. Mit zehn Jahren stand der erste Auftritt an und von da an trat ich regelmässig gemeinsam mit meinen Brüdern in einer Band auf. Wir umrahmten Familienanlässe und andere Veranstaltungen. Das hat mir immer grossen Spass gemacht.
Nach dem Musikgymnasium absolvierte ich mein Studium am Landeskonservatorium in Feldkirch und bildete mich auch in Improvisation weiter. Zeitgleich begann ich mit der Unterrichtstätigkeit an der Musikschule Walgau/Vorarlberg und für kurze Zeit auch an der Migros Klubschule in St. Gallen. Seit meinem Studienabschluss unterrichte ich an der Musikschule Oberrheintal Klarinette und Saxofon und leite dort auch Ensembles.»
Du warst und bist sehr engagiert in verschiedensten Formationen. Was steht aktuell in deinem Terminkalender?
«Mit dem Sinfonieorchester Liechtenstein (SOL) bereiten wir uns auf die nächsten Konzerte vor. Es steht ständig etwas auf dem Plan. Beim SOL bin ich als Klarinettist im Einsatz, während ich in Bigbands und Jazzformationen mit dem Saxofon auftrete. Obwohl ich auch auf dem Saxofon eine klassische Ausbildung genossen habe, spiele ich damit sehr gerne Jazz. Wenn ich frei wählen kann, favorisiere ich dieses Genre.
Daneben verbringe ich auch oft und gerne Zeit in meinem bescheidenen «Heimstudio». Dort spiele ich Stücke und Klavierbegleitungen ein, die meinen Schülerinnen und Schülern das Üben zu Hause erleichtern. Ich motiviere sie dazu, an Vorspielabenden aufzutreten und in Ensembles gemeinsam mit anderen zu musizieren. Viele von ihnen sind auch in Musikvereinen aktiv und schätzen das gemeinsame Musizieren ebenso wie ich.»
Gab es Musiklehrer, die dich während deiner Ausbildung geprägt haben?
«Mein Lehrer am Konservatorium, Prof. Georg Vinciguerra, war sicher der prägendste Pädagoge, den ich hatte. Mit seiner Strenge und Genauigkeit hat er ein gutes Fundament gelegt und mir mein Handwerk sehr gut beigebracht. Er hat beispielsweise explizit auf korrekte Handstellungen beim Spielen geachtet. Eine gut trainierte, ausgefeilte Technik ersparte mir so manche zusätzliche Übungsstunde.»
Gibt es eine musikfreie Zeit in deinem Leben?
«Davon gibt es nur ganz wenig. Die Musik ist mein Beruf und Hobby gleichzeitig – ich betreibe sie mit viel Freude und Begeisterung. Nur wenn wir in den Urlaub fahren, haben die Instrumente Pause. Ich habe das Glück, dass meine Frau ebenfalls als Klarinettenlehrerin arbeitet. So haben wir gegenseitiges Verständnis für unsere ungewöhnlichen Arbeitszeiten. Auch dass es nur selten ruhig ist bei uns zu Hause, ist normal. Denn auch unsere Kinder spielen verschiedene Instrumente.»
Wie soll es in Zukunft weitergehen, was wünschst du dir?
«Ich kann mir gut vorstellen, meine Lehrtätigkeit an der LMS weiter auszubauen und möchte auch hier ein Ensemble aufbauen. Ich schätze die hervorragenden Arbeitsbedingungen, die Infrastruktur und nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit dem Direktor und den Kolleginnen und Kollegen sehr!»
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für deine weitere Unterrichtstätigkeit!
(Interview: Anita Heule)