News
«Die Magie der Musik liegt zwischen den Noten»
Obwohl ihr beruflicher Werdegang sie erst in eine andere Richtung führte, spielte die Musik in Barbara Gomez Leben immer eine wichtige Rolle. Mittlerweile hat sie ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und unterrichtet im Bereich der Elementaren Musikpädagogik an unserer Musikschule.
In den Gruppenkursen von Barbara Gomez treffen sich gleichaltrige Kinder zwischen einem und acht Jahren, um auf spielerische und kindgerechte Art und Weise die Musik zu entdecken. Die Kleinsten unter ihnen werden dabei von einem Elternteil oder einer anderen Bezugsperson begleitet. «Ich möchte den Kindern die Freude an der Musik vermitteln», erzählt die Pädagogin, «und lege grossen Wert auf das Singen und Tanzen. Mein Ziel ist es, dass die Kinder und auch die Erwachsenen sich trauen zu singen und sich frei zu bewegen.»
Unsere Interviewpartnerin stellt in ihrer täglichen Arbeit fest, dass heute zu Hause viel weniger mit den Kindern gesungen wird als früher. Dem möchte sie entgegenwirken. Im Unterricht vermittelt sie gerne auch den Bezug der gewählten Lieder zu deren Herkunftsländern und der entsprechenden Kultur. Barbara Gomez ist überzeugt: «Musik ist nicht nur ein Spielen oder Singen nach Noten. Die Magie der Musik liegt zwischen den Notenzeilen.»
Die Arbeit mit den Kindern begeistert sie jeden Tag aufs Neue. «Ich arbeite mit Rhythmus, Gesang und Klavier. Ein spielerischer Umgang mit Klängen regt die Fantasie der Kinder an und fördert viele Bereiche ihrer Entwicklung. Empathie und Flexibilität sind im elementaren Musikunterricht von grosser Bedeutung», erklärt die Musikpädagogin. «Daneben ist mir eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern sehr wichtig.»
Von Kindesbeinen an musiziert
Sie selbst wurde in eine äusserst musikalische Familie hineingeboren und früh gefördert. Als Vierjährige brachte der Vater – er ist Chilene mit spanischen Wurzeln – ihr das Gitarrespielen bei, während die Mutter regelmässig mit ihr gesungen hat. Barbara Gomez blickt zurück: «In unserer Familie wurde immer musiziert. Meine fünf jüngeren Geschwister und ich sind einerseits mit traditioneller Musik aus unserem Heimatland Chile aufgewachsen, andererseits spielte auch die italienische bzw. neapolitanische Musik eine grosse Rolle.» Die Familie ihrer Mutter stammt aus Apulien und viele Familienmitglieder waren und sind begnadete Sängerinnen und Sänger.
Im Alter von acht Jahren erhielt die vielseitige Musikerin Klavier- und Theorieunterricht am Konservatorium Nacional de Musica in Chile. Mit einer befreundeten Familie schloss sich die Familie Gomez zu einem Musikensemble zusammen und umrahmte zahlreiche Anlässe und Festivitäten. Auch im Spiel mit ihren Geschwistern und Freunden war die Musik allgegenwärtig. «Wir bastelten Instrumente und beim Indianerspiel rund um unser Haus dachten wir uns Rufe und Signale zur Verständigung aus», erzählt Barbara Gomez.
Die ländliche Gegend ihrer Heimat südlich von Santiago weckte früh auch ihre Liebe zur Natur. Aus diesem Interesse entschied sie sich für ein Studium der Agrarwirtschaft. Die anschliessende Tätigkeit für ein grosses Agrarunternehmen in Chile führte sie nach Europa. Barbara Gomez nahm Wohnsitz in Deutschland und reiste von dort aus berufsbedingt in viele europäische Länder.
Leidenschaft für Chorgesang
«Die Musik hat mich immer begleitet», führt sie ihre Geschichte weiter aus. «Auf der Suche nach einer Gesangslehrerin in Deutschland stiess ich auf Sibylle Wolf. Sie hat meine künstlerische Ader wiederbelebt. Als ich nach Berlin zog, konnte ich mein Gesangstraining bei David Schröder, einem Mitglied der Berliner Cappella, fortsetzen und mich entsprechend weiterentwickeln.» Ein beruflicher Wechsel ihres Mannes brachte die Familie schlussendlich in die Ostschweiz. «Im Rheintal fand ich Anschluss in verschiedenen Chören. Noch heute arbeite ich als Kantorin in Altstätten. Ausserdem bin ich Sängerin der Chorakademie Vorarlberg, eine sehr herausfordernde Freizeitbeschäftigung, die mich musikalisch stetig weiterbringt.»
Als sich Barbara Gomez nach ihrer Familienzeit vor ein paar Jahren mit dem Wiedereinstieg ins Berufsleben befasste, stand auch eine Rückkehr in ihren erlernten Beruf zur Debatte. «Doch die Aussicht, mich auch beruflich mit Musik zu beschäftigen, hatte einen viel grösseren Reiz für mich», erzählt sie freudestrahlend. So absolvierte sie in Feldkirch ein Studium in Freizeitpädagogik an der Pädagogischen Hochschule und das Studium in Elementarer Musikpädagogik am Landeskonservatorium. Seit Januar 2017 unterrichtet sie an der Musikschule Werdenberg und nun auch an der Liechtensteinischen Musikschule.
Sängernachwuchs für das Land
Bewegung und Entspannung in der Natur sowie ihre drei Kinder, von denen die jüngste Tochter noch zu Hause lebt, sorgen für Abwechslung und volles Programm in ihrem Leben. Daneben bildet sie sich aktiv weiter und schätzt es sehr, von anderen Pädagogen und Musikern zu lernen. Ihre liebste Beschäftigung aber ist das Unterrichten: «Ich fühle mich sehr wohl an der LMS und geniesse die Unterrichtsstunden. Dabei schätze ich den Austausch mit den Eltern und dem Team sehr. Ich bin dankbar, in einem solch grossartigen Umfeld arbeiten zu dürfen und gebe meine Freude an der Musik gerne an die Kinder weiter», resümiert Barbara Gomez zum Schluss unseres Gesprächs. «Ich würde mich sehr freuen, wenn viele Kinder die Leidenschaft fürs Singen entdecken und mit ihren Stimmen später die Chöre in Liechtenstein bereichern.»
Barbara Gomez, vielen Dank für die interessanten Einblicke!
(Interview: Anita Heule)